„Bei der Waldlichtung von Wingen-sur Moder entdeckte ich - Louise Helmstetter, Zigeunername Pisla - in den 50iger Jahren eine Stelle, die mir besonders gefiel. Dort pflanzte ich eine Tanne. An dieser Stelle möchte ich gerne eine Kapelle errichten.“
„Du hast aber keine Jungfraustatue, wir sind doch katholisch und deshalb brauchst du unbedingt eine!“ antwortete ihre Mutter.
In derselben Nacht sagte mir im Traum eine Frau: „Komm' mich besuchen, ich habe eine Jungfrau.“ Alle meine Träume waren mit dem Dorf Mackwiller verbunden. Dort suchten wir diese Frau, eine alte Bäuerin, die sich um die Kirche kümmerte, auf. Und sie sagte: „Ich habe die Jungfrau, hier in der Scheune, nehmen Sie sie ruhig mit!“ Unter Gehölz versteckt lag sie, mit wunderschönem Gesicht. Ein Stück war aus ihrer Krone herausgebrochen und sie sah aus, als ob sie weinte.
Geführt durch diese Freude kehrten wir zurück in die Waldlichtung, wo die Tanne gepflanzte war. Und errichteten für die Jungfrau eine Kapelle, zuerst nur aus Baumrinde, wurde sie dann über die Jahre vergrössert und schliesslich mit Hilfe unserer ganzen Familie zu einer Kapelle aus Stein gemauert.
“Notre Dame-der-Wälder“, so sollte sie heissen, weil sie im Dickicht des Waldes lag.
Auf die Frage, warum Pisla sie bauen wollte, antwortete sie: „Vielleicht wollte es Gott so. Die Menschen hier waren immer gut zu uns Zigeunern, die schon lange hier leben.“

Die ersten Wallfahrt in Wingen-sur-Moder wurde in den 60er Jahren von Pfarrer Irénée gehalten. Er hatte immer selbst viel Freude daran, ein bescheidener, grosszügiger Mensch, der keine Kollekte annahm, nur Gemüse und Früchte. Ich werde ihn nie vergessen, er hat uns Zigeunern immer geholfen.
Pislas grösster Wunsch nach ihrem Tode: „Notre-Dame-der-Wälder soll denjenigen helfen, die sie brauchen.“

Im Jahr 2000 hörten die Wallfahrten auf, die Kapelle wurde nicht mehr gepflegt und begann zu verfallen. Louise Helmstetter verstarb am 30.6.2013. Im Jahr 2018 beschloss der neue Grundbesitzer, mithilfe seiner Familie die Kapelle wieder aufzubauen. Zunächst: Beseitigung von Bäumen, Büschen, Gehölz, ein neues Dach, neue Bundsandsteintreppen, neue Fenster … viel ist noch zu tun. Sein Wunsch: Viele Zigeuner und Nichtzigeuner sollen sich an der Kapelle treffen. Sie soll für alle da sein.
Am 23.10.21 fand ein Fackelzug statt vom Rathausplatz zur Kapelle, geleitet von Pfarrer Dominique Joli - der neue Anfang.
Aus den Erinnerungen einer „Zigeunerin“ aus dem Elsass Louise Helmstetter, Pisla genannt.

Pislas Lebenserinnerungen

Der Raum Dreieckland